"Das Ende ist noch lange nicht in Sicht"

"Das Ende ist noch lange nicht in Sicht", Arno Schrick - Geschäftsführer

Nach einer turbulenten ersten Jahreshälfte haben wir alle hoffnungsvoll in die zweite Jahreshälfte geblickt in der Annahme, die Lage könnte sich etwas beruhigen. Leider ist das genaue Gegenteil der Fall. Nachdem uns im Juli die Hochwasserkatastrophe getroffen hatte, sind wir so langsam wieder auf dem Weg zur Normalität was unsere Produktion anbelangt. Nun kommt allerdings hinzu, dass sich die Situation auf dem Papiermarkt dramatisch verschärft.

Die Versorgungsketten im Bereich des Faltschachtelkartons sind stark gestört. Durch Störungen in der internationalen Logistik und drastisch gestiegener Frachtkosten im globalen Warenverkehr fehlen dem Markt schätzungsweise ca. 300.000 t Frischfaserkarton. Hinzukommt die Schieflage auf dem Markt des Recyclingkartons, bedingt durch das geringe Altpapieraufkommen durch die Coronapandemie in Kombination mit einer außergewöhnlich hohen Nachfrage. Pandemiebedingt wurden weniger Flyer gedruckt, die im Umlauf sind und der Absatz an Zeitungspapier nimmt ebenfalls seit Jahren stetig ab. Somit ist weniger Altpapier im Umlauf was zurückgeführt werden kann. Zum Vergleich, laut einem Bericht der Redaktion von NTV gab das statistische Bundesamt an, dass im Jahr 2010 noch 6,62 Millionen Tonnen davon in Deutschland hergestellt worden sind – 2019 waren es dann nur noch 5,07 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Rückgang von 23,4%. Dieses Altpapier fehlt aktuell akut zur Herstellung von neuen Kartonagen. Zusätzlich kam es auch im Bereich der Faltschachtelkartonage in der zweiten Jahreshälfte zum sogenannten „Klopapiereffekt“, in dem ausgelöst durch die zunehmende Sorge nicht ausreichend Material zu bekommen, Bestellungen vorgezogen und die Auftragsvolumina erhöht wurden. Es ist dadurch je nach Kartonsorte mit Lieferzeiten von 12-20 Wochen zu rechnen, bei Sonderqualitäten auch noch weit darüber.

Zur Lieferzeiterhöhung kommt auch eine beinahe monatliche Preiserhöhung des Faltschachtelkartons, die laut statistischem Bundesamt „überdurchschnittlich“ ist hinzu. Dies hat zur Folge, dass wir in unserem Segment in einem Bereich angekommen sind, in dem wir nur freibleibende Preise abgeben können, die bei Bedarf angepasst werden müssen. Die Preise resultieren aus der Verknappung des Marktes, sowie den gestiegenen Preisen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe. Hinzu kommen Energiepreiserhöhungen, die vom Lieferanten eins zu eins weitergegeben werden. Zwischen dem Preis bei Bestellung der Pappe, bis zum Preis bei Anlieferung der Pappe 12-20 Wochen später, liegen i.d.R. 3-5 Preiserhöhungen.


Die Situation wird weiter erschwert durch die Tatsache, dass auch in Rahmenverträgen vereinbarte Mengen seitens des Materiallieferanten gekürzt oder Produktionen verschoben werden. Es ist demnach wichtig für alle Beteiligten frühzeitig mit der Planung für das kommende Jahr zu beginnen und sich auf lange Lieferzeiten, sowie Fehlmengen einzustellen. Nach Aussagen der WELT rechnen Fachleute auf absehbare Zeit nicht mit einer Entspannung.

Wer sich das ganze auch nochmal anhören möchte, kann dies gerne unter folgendem Link auf der Seite des WDR machen. Auch im Radio wurde bereits mehrfach und ausführlich über die aktuelle Situation auf dem Altpapiermarkt berichtet.

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-profit-aktuell/audio-fehlendes-altpapier-druckereien-leiden-unter-papiermangel-100.html

Grundlage für diesen Text bilden Artikel aus den letzten beiden EUWID Ausgaben 40.2021 EUWID Verpackung, Kapitel 6 + 41.2021 EUWIG Verpackung, Kapitel 7 zu finden auf
www.euwid-verpackung.de

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Kosten-fuer-Papierherstellung-explodieren-article22906313.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article234820748/Papierkrise-Fuer-Verbraucher-koennte-es-teuer-werden.html?icid=search.product.onsitesearch